Das Leben, auch das wirtschaftliche in einem Unternehmen, ist ein gefährliches Arrangement mit der Ungewissheit und verlangt unbeugsam von seinen Zöglingen die Einsicht, dass „Wirklichkeit“ nur der andere Namen für das ist, was uns im Zweifel unliebsam überrascht. Am Ende aller Erfahrungen steht immer die Anerkennung von Realität. Vielleicht ist es diese Eigenschaft, die unserer Zeit das Signum aufgeprägt hat, eher erlebnishungrig zu sein, als nach Erfahrungen oder gar Erkenntnissen zu streben. Man hat Erfahrungen dann gern, schon gar als einen Schatz, aus dem man nach Gutdünken reich entnehmen kann, wenn es nötig ist oder der eigenen Aufmerksamkeit dient. Aber macht man sie auch gern? Dagegen spricht die Mühe, die sie einem abringen. Erlebnisse sind das Fast Food der Vernunft. Erfahrungen hingegen stellen schon eine geordnete, nicht selten erlittene Form von Erlebnissen dar, geben ihnen Verbindlichkeit, haben sie zu Erinnerungen gerinnen lassen, die weitergereicht werden. Sie sind das „Können“, das man braucht, wenn man alles kann, aber – wie in Krisen – genau dies nicht ausreicht. Alles kommt darauf an, die Erfahrungen am Ende zu verdichten zu klaren Erkenntnissen und sie somit unabhängig zu machen von den persönlichen Umständen. Erst so bilden sie eine trittsichere Basis, auf der sich aufbauen lässt, ohne dass die Last vergangener Eindrücke das eigene Vorankommen behindert. Ein Übermaß an Erfahrung führt immer zum Stillstand. Was ist zu tun, damit das nicht passiert? So verstanden, ist Erfahrungswissen das genaue Wissen über die Grenzen von Erfahrungen. Aber lassen sie sich überhaupt wieder verlernen; lässt sich das Vergangene organisiert vergessen? Diese Kunst ist, was Neues möglich macht.
Wer trägt vor?
Referierende
Prof. Dr. Jürgen Werner
Prof. Dr. Jürgen Werner war der erste Philosoph unter den Sportreportern, lange bevor es salonfähig wurde, über Fußball zu theoretisieren. Viele Jahre Journalist bei der „FAZ“ in unterschiedlichen Redaktionen, lehrt er heute an der Universität Witten/Herdecke Philosophie und Rhetorik. Er arbeitet zudem als Manager- und Strategieberater und schreibt Bücher wie das über die Sieben Todsünden oder das Alphabet des Lebens „Tagesrationen“. – www.juergen-werner.com.
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